Profiling in der Praxis – eine ganzheitliche und therapeutische Perspektive

Das Profiling wird in der Regel mit der Kriminalistik oder dem Marketing in Verbindung gebracht. In beiden Bereichen werden detaillierte Persönlichkeitsprofile erstellt, die dazu dienen, anhand der verbalen, paraverbalen und nonverbalen Signale, Eigenarten und Ausprägungen eines Menschen Vorhersagen treffen zu können und damit zielgerichtet zu agieren.

Profiling im therapeutischen Kontext einzusetzen, scheint auf dem ersten Blick vielleicht ungewöhnlich. Denn als Therapeut:innen möchten wir unseren Klientinnen und Klienten ja schließlich vorbehaltlos und bewertungsfrei begegnen und vermeiden, uns kein vorschnelles Urteil zu bilden.

Wenn wir allerdings tiefer blicken, erkennen wir die wertvollen Aspekte des Profiling im therapeutischen Kontext: Der ganzheitliche Blick auf den Menschen hilft uns, nicht nur die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch die passenden Tools für unsere Klientinnen und Klienten auszuwählen. Denn bewertungsfrei bleiben wir immer, egal, wie schnell und präzise wir ihre Muster und Strukturen erfassen. Diese von uns entgegengebrachte bedingungslose Akzeptanz, obwohl oder vielleicht gerade, weil wir sie in ihrer wahren Essenz annehmen, spüren unsere Klientinnen und Klienten. Sie öffnet die Tür des Vertrauens und damit den sicheren Raum der Selbstakzeptanz und Selbstheilung.

Um ein ganzheitliches Persönlichkeitsprofil zu erstellen, ist es wichtig, den geschulten ganzheitlichen Blick zu trainieren. Denn wie präzise wir Menschen wahrnehmen, hat z.B. auch damit zu tun, ob wir sie schwerpunktmäßig mit dem rechten Auge oder dem linken Auge betrachten. Ganzheitliches Sehen erfolgt dabei hauptsächlich über das linke Auge. Nun bringen wir die einzelnen mimischen, körpersprachlichen, verbalen und physiologischen Signale in Zusammenhang und erstellen auf diese Weise das Persönlichkeitsprofil.

Das gleichen wir immer wieder ab und aktualisieren es gemeinsam mit unseren Klientinnen und Klienten. Auf diese Weise bringen wir ihren Blick auf ihre wahre Essenz, ihr eigenes Wertesystem und ihren Umgang damit. Die Selbstakzeptanz wird somit drastisch erhöht, ebenso wie die Bereitschaft, sich selbst auf die eigenen Werte auszurichten und das eigene Denken, Fühlen und Verhalten in den Bereichen anzupassen, wo es hilfreich ist. Die Klientinnen und Klienten nehmen auf diese Weise eine neue Perspektive ein und lassen sich auf ihre eigene persönliche Entwicklung und Selbstheilung ein. Dies wird, wie mir oft gespiegelt wird, als die faszinierende Reise der Wertschätzung sich selbst gegenüber wahrgenommen.

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