Als ich vor einigen Jahren begann, mich intensiv mit Mimik und Körpersprache zu befassen und darüber zu recherchieren, wie wir die einzelnen mimischen und körpersprachlichen Signale erkennen und deuten können, hätte ich niemals geahnt, wie umfangreich und weitreichend dieses Thema ist. Ich hatte keine Ahnung, in welche Tiefen des menschlichen Daseins ich mich begeben würde. Was ich ergründen wollte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Nur eins wusste ich: Ich wollte keine Anleitungen für erfolgsversprechendes Auftreten erlernen, um festzustellen, dass sie letztendlich nur dazu führen würden, an Authentizität einzubüßen. Nicht, dass ich nicht den Nutzen dieser praktischen Infos zu schätzen weiss. Aber sollte ich wirklich in einem Seminar vor meinen Teilnehmern stehen und die uns allen bekannte Raute vor meinem Solarplexus imitieren, um auf diese Weise wie Mutti meine Arme und Hände unter Kontrolle zu halten?
Nein, das war es nicht, wonach ich suchte.
Vielmehr interessierten mich folgende Fragen:
- Warum entgleiten uns unsere Gesichtszüge in manchen Situationen?
- Wie entstehen Ticks?
- Woran erkennen wir eine Lüge?
- Warum berühren wir uns z.B. im Gesicht, wenn wir nervös werden?
- Was ist Stress und woran erkennen wir ihn?
- Wie und warum entstehen Wut, Angst oder unkontrollierbare Lachanfälle?
- Warum bricht uns in bestimmten Situationen der Schweiß aus?
Die Antwort liefern unsere Emotionen
Bei meinen Recherchen kam ich natürlich nicht an Paul Ekman vorbei. Paul Ekman ist amerikanischer Psychologe und unumstrittener Vorreiter und Megaexperte für Mimik und Emotionen. Seit den sechziger Jahren erforschte er intensiv auf der ganzen Welt Emotionen, Gesichtsausdrücke, mimische Bewegungen und den Zusammenhang zwischen Emotion und Muskelbewegung. Anhand seiner umfangreichen Forschungsreihen kam er zu dem Schluss, dass es universelle und kulturübergreifende Emotionen gibt, die jeder Mensch ausdrücken und erkennen kann. Er entwickelte ein Kategorisierungssystem, das sogenannte Facial Action Coding System, mit dem wir die von ihm definierten sieben Basisemotionen anhand mimischer Bewegungen erkennen können.
95% unserer Aktivitäten sind uns nicht bewusst
Was aber machte ihn so sicher, dass diese Emotionen immer auf die gleiche Weise ausgedrückt werden und warum steckt so viel Wahrheitsgehalt in ihnen? Die Antwort finden wir im Gehirn, genauer gesagt, im Limbischen System, das direkt mit unseren Gesichtsmuskeln in Wechselwirkung steht. Als eine von drei Funktionseinheiten des Gehirns stellt das Limbische System unsere emotionale Bewertungsinstanz dar. 95% unserer gesamten Hirnaktivität läuft über diese Funktionseinheit ab. Jeder Impuls wird vom Limbischen System bewertet, wobei diese Bewertungen direkt und ungefiltert über die Mimik zum Ausdruck gebracht werden.
Im Umkehrschluss heisst das, dass wir jede Emotion, selbst angedeutet und kaum sichtbar, im Gesicht kategorisieren können, wenn wir wissen, welche Muskelpartien für sie verantwortlich sind.
Ausdruck und Erkennung von Emotionen stehen in Wechselwirkung
Also begann ich zu üben. Ich beobachtete mich selbst und die Menschen um mich herum, übte vor dem Spiegel, um die Bewegungen und damit die Emotionen zu erzeugen, sah mir Talkshows und Realities an und analysierte die Gesichtsausdrücke der Menschen, die ich fotografierte. Nach und nach lernte ich, meine eigenen Emotionen genauer wahrzunehmen. Ich fand heraus, welche Auslöser mich wütend oder traurig machten, welche unterbewussten Unsicherheiten und Ängste ich hatte und wie sehr sich meine Wahrnehmung je nach Emotion färbte. Je besser ich Emotionen ausdrücken konnte, desto treffsicherer konnte ich sie übrigens auch bei anderen erkennen. Bis ich Gesichter wie ein offenes Buch lesen konnte. Mir wurde klar, dass wir nahezu alles durch den Filter unserer Emotionen wahrnehmen. Das Wahrnehmen, Lesen und Dekodieren der Emotionen nannte ich DECODING.
Gesichter lesen mit DECODING
Seitdem mir die Tragweite von DECODING gewahr wurde, bin ich immer weiter in die Tiefen unseres Gehirns eingedrungen und habe DECODING immer weiter entwickelt. Denn wir können nicht nur den momentanen emotionalen Zustand erkennen, sondern auch Emotionen, die in unserem Leben dominant sind. Wir können in Gesichtern Talente, Potenziale und Glaubenssätze erkennen, die sich mit der Zeit manifestiert haben. Wir erkennen, welche Aspekte und Energien in einem Menschen vorherrschen und können der Person helfen, diese gewinnbringend zum Einsatz zu bringen.
Die Geburt von empractise
Heute unterstütze ich Menschen darin, ihre unterbewussten und bewussten emotionalen Strukturen und Energien wahrzunehmen, zu erkennen und zu optimieren. Mein Wissen ziehe ich aus den jüngsten Erkenntnissen der Emotionsforschung, sowie der Psychologie, Neurologie und der Epigenetik. Mit empractise habe ich dieses Wissen in einzelne Themenbereiche gebündelt und als Trainingsprogramm konzipiert. Denn für jeden von uns ist es wichtig, sein wahres Potenzial zu erkennen und zu entfalten, um glücklich zu werden. Nur so können wir unterbewusste Blockaden, Unsicherheiten, unterbewusste Glaubenssätze und negative Empfindungen abbauen und sie durch angenehme Emotionen und eine positive Lebensführung ersetzen. Ich freue mich, all diese Erkenntnisse mit empractise weiterzugeben. Es ist nicht nur meine Leidenschaft, sondern auch meine Berufung.
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